Sharing zeigt Wirkung
Im Frühling 2021 realisierte die Albert Koechlin Stiftung (AKS) und die allgemeine baugenossenschaft luzern (abl) im Quartier Weinbergli die erste Mobilitätsstation als Pilotprojekt. Die Nutzung entwickeln sich erfreulich, das Angebot kommt an und zeigt Wirkung. Umso erfreulicher, dass das Konzept weitere Immobilienbesitzende überzeugte, neue Mobilitätsstationen zu realisieren.
Seit über zwei Jahren stehen in der abl-Siedlung Weinbergli in Luzern fünf Sharing-Fahrzeuge (E-Auto, E-Roller, E-Cargobike und E-Bike) rund um die Uhr mit einer einzigen App zur öffentlichen Ausleihe bereit. Anlässlich des zweijährigen Pilotbetriebs haben wir eine Umfrage bei den Bewohner:innen des Quartiers gemacht. 81 Nutzende und 21 Nicht-Nutzende haben an der Umfrage teilgenommen. Einige spannende Erkenntnisse aus der Umfrage und der Analyse des Nutzungsverhalterns sind:
- Bewohner:innen des Quartiers schätzen das Angebot generell.
- Geschätzt wird auch, dass die abl als Partner die Realisierung der Mobilitätsstation unterstützt.
- Über 160 verschiedene Personen haben bislang Fahrzeuge an der Station Weinbergli ausgeliehen – insgesamt über 1000 Buchungen ergab.
- Das Auto ist mit Abstand das am häufigsten ausgeliehenen Sharingfahrzeug (75% aller Buchungen).
- Die Mehrheit der Personen nutzen das Angebot gelegentlich oder selten – häufige Nutzende sind die Minderheit.
- Zweidrittel der Ausleihen dauern weniger als 6 Stunden - lange Ausleihen über 10 Stunden sind selten.
- Ein Fünftel der Nutzenden hat durch die Mobilitätsstation das Sharing überhaupt erst entdeckt.
- Die Mehrheit schätzt es, dass verschiedene Fahrzeuge mit einer App ausgeliehen werden können.
- Für rund einen Drittel ist es egal, verschiedene Apps/Anbieter zu nutzen.
- 20 Prozent sind durch das Angebot generell bewusster unterwegs.
- 13 Prozent haben angegeben, dass sie ihr eigenes Fahrzeug verkauft oder kein neues mehr angeschafft haben.
- Fehlendes Vertrauen fremde Fahrzeuge zu fahren, kein Smartphone/Kreditkarte zur Hand, lieber mit dem eigenen Fahrzeug unterwegs zu sein oder gar nichts vom Angebot gewusst zu haben, sind Gründe wieso die Mobilitätsstation nicht genutzt wurde.
Andreas Merz, Projektleiter der AKS, zieht ein positives Fazit: «Unser Pilotprojekt erzielte die erhoffte Wirkung hin zu einer neuen, nachhaltigen Mobilitätskultur. Dies bestärkt uns dabei, die Realisierung weiterer multimodaler Mobilitätsstationen zu unterstützen.» Luft nach oben bestehe indes bei der Bekanntheit des Angebots auch über die abl-Siedlung hinaus: Zu viele Menschen kennen die Mobilitätsstation im Weinbergli wie teilweise auch an anderen, neuen Standorten noch nicht. Da das Angebot jeweils allen Bewohner:innen des Quartiers offen steht, wolle man die Sharingmöglichkeit künftig noch weiter bekannt machen, so Andreas Merz.
Weitere Beispiele: Bernstrasse und Obermaihof
Auch für die abl ist die Entwicklung des Pilotprojekts erfreulich. Armando Wigger, Geschäftsleiter der abl: «Wir fühlen uns gestärkt darin, unseren Genossenschafter:innen zusätzlich zu Wohnungen auch ein Angebot im Bereich Mobilität zur Verfügung zu stellen. Dies vor allem dort, wo Parkplätze rar sind – oder wo wir bei Neubauten Kosten reduzieren können, weil Parkraum eingespart wird.»
Zusammen mit der Baugenossenschaft Matt hat die abl deswegen in der gemeinsamen Siedlung an der Bernstrasse eine weitere Mobilitätsstation in Betrieb genommen, ebenfalls mit Unterstützung der AKS. In der Überbauung Obermaihof realisiert die abl im September zudem ein E-Cargobike-Sharing über die Plattform carvelo.ch: als Ergänzung zum bestehenden Carsharing-Angebot.
Anreiz durch Gutschriften
Nicht nur in Genossenschaftssiedlungen sind attraktive Mobilitätsangebote im Kommen. Zusammen mit grossen Immobilienbesitzenden wie dem Immobilienfonds der UBS, einem Immobilienfonds der ehemaligen Credit Suisse und Pensimo konnten in Sempach, am Seetalplatz in Emmenbrücke sowie im Ziegeleipark in Luzern Süd weitere Mobilitätsstationen mit Unterstützung der AKS realisiert werden. Bereits im ersten Betriebsjahr wurden die sieben Leihfahrzeuge in der autoarmen Überbauung Ziegeleipark in Luzern Süd über 900-mal ausgeliehen.
Gemäss Christoph Zurflüh, Mitgründer der Trafikpoint AG, die für die Umsetzung der Mobilitätsstation verantwortlich ist, zeigen die Beispiele auf, dass autoarme oder autofreie Siedlungen erfolgreich realisiert werden können: «Im Ziegeleipark erhalten Mieter:innen, die keinen Parkplatz beanspruchen, Gutschriften für die Nutzung der Sharing-Angebote und des öffentlichen Verkehrs. Dieses Modell zahlt sich aus: Über die Hälfte der Ausleihen in der Trafikpoint-Station im Ziegeleipark wurden mit solchen Gutschriften bezahlt.»
Weiteres Engagement
Die Albert Koechlin Stiftung engagiert sich im Rahmen des Mobilitäts-Projekts «clever unterwegs» für verschiedene Sharing-Modelle: Sie unterstützt die Realisierung weiterer Mobilitätsstationen in Quartieren sowie den Ausbau des Bike- und Cargobike-Sharings in Innerschweizer Gemeinden.
Von der AKS bereits unterstützte Sharing-Projekte:
- Mobilitätsstation Weinbergli
- Mobilitätsstation Ziegeleipark
- Mobilitätsstation 4Viertel
- Mobilitätsstation Nidum
- Mobilitätsstation Bernstrasse
- Bikesharing Hochdorf
- Bikesharing Inwil
- Bikesharing Eschenbach
- Bikesharing Ballwil
- Bikesharing Altdorf
- Bikesharing Andermatt
- Bikesharing Kriens
- Bikesharing Buchrain
- Bikesharing Ruswil (ab Herbst 2024)
- Cargobikesharing Büttenen, Obermaihof und Stans (ab Herbst 2024)